Nicht immer schon und überall gab es einen einheitlichen Kammerton. In Deutschland lag er im 17. und 18. Jahrhundert häufig bei etwa 415 Schwingungen pro Sekunde, im Italien des 17. Jahrhunderts bei 466 Schwingungen pro Sekunde und im barocken Frankreich bei 392 Schwingungen pro Sekunde.

 

Durch ein zunehmend interregionales und internationales Musikleben wuchs das Bedürfnis nach einer einheitlichen Stimmtonhöhe. So entstand 1788 in Paris die sogenannte Pariser Stimmung, die auf 409 Schwingungen pro Sekunde festgelegt wurde. Da der Kammerton im Laufe des 19. Jahrhunderts weiter anstieg, wurde er 1858 durch die französische Akademie auf 437,5 Schwingungen pro Sekunde neu festgelegt.[1] Giuseppe Verdi plädierte noch 1884 für eine Frequenz von 432 Schwingungen pro Sekunde.[2] In der österreichischen Militärmusik (dadurch beeinflusst auch in der Blasmusik) herrschte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die 1960er parallel zum Kammerton der so genannte "türkische Ton" vor, der bei 461 Hertz lag. Heute wird er noch von den Wiener "Original Hoch- und Deutschmeistern" verwendet.

Einem weiteren Anstieg versuchte 1885 eine internationale Stimmtonkonferenz in Wien Einhalt zu gebieten, bei der 435 Schwingungen pro Sekunde als Standard festgelegt wurde. Die bis heute letzte internationale Stimmtonkonferenz wurde 1939 von der International Federation of the National Standardizing Associations in London durchgeführt. Sie definierte die Kammerton-Frequenz dann mit 440 Hz bei 20 °C für den Ton a1 (Standard ISO 16). Diese Regelung wurde am 30. Juni 1971 durch die Delegierten des Rat der Europäischen Union für die Europäische Union bestätigt.

 

Die klassische Methode, den Kammerton anzugeben, ist die Stimmgabel, die 1711 von dem englischen Militärtrompeter John Shore entwickelt wurde; alternativ gibt es auch Stimmpfeifen. Heutzutage immer verbreiteter werden elektronische Stimmgeräte. In manchen Telefonnetzen hat auch das Freizeichen als Dienstleistung für Musiker 440 Hz; im Netz der Deutschen Telekom liegt das Freizeichen allerdings einen Viertelton tiefer. In Österreich bietet das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen den Kammerton unter einer Servicenummer an (+43 1 1507), was weltweit einzigartig ist.

Nicht nur in der deutschen Orchesterlandschaft hat sich zurzeit - unabhängig vom nach wie vor international gültigen Standard von 440 Hz - die Frequenz von 443 Hz als Kammerton eingebürgert, insbesondere weil Saiteninstrumente bei höherer Frequenz lauter und voller klingen. Dieser wird zu Beginn der Probe oder der Aufführung von der Oboe angegeben, vom Konzertmeister (das heißt dem führenden Instrumentalisten der Stimmgruppe der ersten Geigen) abgenommen, der seine Geige nach diesem Ton stimmt, und ihn dann ans Orchester „weiterreicht". In anderen Ländern sind auch Stimmhöhen von 440 Hz bis 446 Hz üblich, beispielsweise herrscht in Italien ein Stimmton von 442 Hz vor. Für die Musizierpraxis auf historischen Instrumenten wird häufig ein Kammerton von 415 Hz (das ist gegenüber 440 Hz etwa einen Halbton tiefer) für barockes, 430 Hz für klassisches und 438 Hz für romantisches Instrumentarium verwendet.

 

Die genannten unterschiedlichen Kammerton-Frequenzen zeigen, dass es die eindeutige Herleitung eines absoluten Kammertons nicht gibt. Bereits in den 1950er Jahren kamen über die Festlegung der internationalen Stimmtonkonferenz auf 440 Hz Zweifel auf. Einige Musiker konnten die „Willkür" der Entscheidung nicht nachvollziehen und hatten das Gefühl einer unausgewogenen Zufallsentscheidung. Jeder Solist und jedes Ensemble kann aber dennoch selbst bestimmen, in welcher Stimmung musiziert wird.

Menschen mit absolutem Gehör sind je nach Herkunft, Sozialisierung, Tagesform und Hörgewohnheiten auf unterschiedliche Kammertöne eingestellt.

Die Stimmung kann zum Beispiel bei Blasinstrumenten oder Orgelpfeifen bei sich ändernder Temperatur wegen der Temperaturabhängigkeit der Schallgeschwindigkeit starken Schwankungen unterworfen sein.

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